Budapests Markthallen
Budapests Markthallen sind weltweit berühmt. Budapest ist eine europäische Metropole mit einer bewegten Geschichte. Die Römer gründeten die Stadt um 80 nach Christus, heute leben mehr als 1,7 Millionen Menschen in Ungarns Hauptstadt. Eigentlich besteht Budapest aus drei eigenständigen Städten, nämlich Pest, Buda und Óbuda. Erst 1873 wurden die drei Gemeinden zu einer Stadt vereinigt.
Für Touristen ist die Donau-City vor allem wegen ihrer Prachtbauten und dem reichhaltigen Kulturangebot interessant. Es gibt zahlreiche Theater, Museen, Austellungen und Kirchen zu bestaunen. Das Stadtbild mit seinen Brücken und Jugendstil-Villen ähnelt dem Wiens, schließlich gehörte Ungarn bis 1918 zum Habsburger Reich und wurde stark vom österreichischem Lebensstil beeinflusst. Doch auch wer auf der Suche nach Delikatessen ist, wird in Budapest fündig. Ungarn ist bekannt für seine Wurst-Spezialitäten. Die probiert man am besten direkt vor Ort in einer der riesigen Markthallen.
Budapests Markthallen – ein kulinarisches Abenteuer
Die Markthallen haben in Budapest eine lange Tradition. Dort kann man so gut wie alles kaufen, besonders hervorzuheben sind aber die frischen Fleisch-, Wurst- und Milchprodukte, die lokale Händler dort anpreisen. In den Hallen herrscht ein ganz besonderes Flair, denn viele kleine Stände mit Köstlichkeiten reihen sich aneinander und es duftet herrlich nach würzigen Speisen, frischem Obst und reifem Gemüse. Die angebotenen Waren haben häufig eine bessere Qualität als im Supermarkt. Vieles darf vor dem Kauf probiert werden. Die Verständigung mit den Händlern ist kein Problem, denn einige sprechen deutsch, fast jeder beherrscht ein sehr gutes Englisch. Die bekannteste Markthalle ist die sogenannte „große Markthalle“ im IX. Bezirk, es gibt jedoch noch zahlreiche weitere. Alle Hallen sind Montags bis Freitags von 7 bis 18 Uhr geöffnet und an Samstagen von 7 bis 13 oder 14 Uhr.
Einkaufen mit Tradition – die große Markthalle
Die große Markthalle, „Nagy Vásárcsarnok“ auf ungarisch, wurde zwischen 1894 und 1897 in der Nähe der Freiheitsbrücke an der kleinen inneren Ringstraße beim Fôvám tér. erbaut. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sie problemlos zu erreichen. Direkt neben der Halle befand sich damals das wichtigste Zollamt für die Donau-Schifffahrt. Der Bürgermeister Budapests, Károly Kamermayer, erteilte den Auftrag für den Bau dem Architekten Samu Pecz. Dieser nahm auch Einfluss auf den Innenausbau der Halle und sorgte dafür, dass die Stände sinnvoll platziert wurden. Die äußere Gestaltung der Halle ist eine ganz besondere: Die Stahlkonstruktion ist aufgebaut wie ein Kirchenschiff, mit zwei Querschiffen und einem Langhaus. Die Fassade wurde mit bunt verzierten Porzellan-Steinen geschmückt. Die bunten Dachziegel, die schon von Weitem zu erkennen sind, produzierte die weltbekannte Zsolnay Manufaktur in Pécs. Insgesamt wirkt das Gebäude sehr prachtvoll und könnte von außen fast als offizielles Regierungsgebäude durchgehen.
Früher führte ein Donau-Kanal direkt in die Markthalle, um den Transport der Waren zu erleichtern. Heute sind in dem dreigeschossigen Gebäude rund 180 Marktstände, Souvenir-Läden, Supermärkte, Restaurants und Imbissbuden auf einer Gesamtfläche von etwa 10.000 Quadratmetern untergebracht. Viele Stände bieten auch einheimische Spezialitäten an, die teilweise mit dem ungarischen Gütesiegel gekennzeichnet sind. Im Keller finden Besucher Marktstände mit Fisch und Meeresfrüchten sowie frisches Fleisch. Leicht verderbliche Lebensmittel bleiben dort dank der niedrigen Temperaturen länger frisch und ansprechend.
Die große Markthalle gilt als zentraler Einkaufsplatz Budapests und ist bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebt. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sie sich von einem reinen Handelsplatz zu einem Treffpunkt für Familien und Freunde. Auch während der sowjetischen Besatzungszeit herrschte in der großen Halle Hochkonjunktur, denn bis 1990 gab es in Budapest nur wenige Supermärkte. Diejenigen, die vorhanden waren, boten ihren Kunden nur ein sehr überschaubares Sortiment.
Einige der zahlreichen Räumlichkeiten werden auch regelmäßig vermietet, regelmäßig finden dort verschiedene Veranstaltungen statt. An speziellen Thementagen bieten die Händler besondere Spezialitäten an, wie beispielsweise Pilze im Herbst oder Gänse um die Weihnachtszeit. In den Sommermonaten können lebende Karpfen oder Zander erworben werden. Diese schwimmen in den riesigen Tanks im Untergeschoss der Markthalle. In den 1990er Jahren gerieten die Händler, die in der großen Markthalle ihren Geschäften nachgingen, zunehmend in die Kritik. Man warf ihnen Preisschwindeleien und Ungenauigkeiten beim Abwiegen von Waren vor. Ein weiteres Problem stellte der marode Zustand der alten Halle dar. Sie war in die Jahre gekommen und musste renoviert werden. Damit die modernen Hygiene-Standarts eingehalten werden konnten, mussten die Stände daher 1994 erneuert und mit zeitgemäßen Kühlgeräten ausgestattet werden. Leider ging mit dieser Modernisierungsmaßnahme auch ein Teil des besonderen Flairs in der großen Markthalle verloren. Die Beliebtheit der Halle steigerte sich jedoch immer mehr und heute sind unseriöse Händler eher die Ausnahme. Es lohnt sich jedoch, nicht jeden Preis zu akzeptieren und ein wenig zu feilschen – besonders dann, wenn man große Mengen oder sehr hochpreisige Waren einkauft. Dank mehrerer Aufzüge und Rolltreppen können sich auch Menschen mit körperlichen Handicaps bequem zwischen den drei Etagen der Halle fortbewegen.
Besucher der großen Markthalle sollten jedoch stets aufmerksam sein und auf ihre Taschen aufpassen: Wo viele Menschen sich auf engem Raum tummeln, sind Diebe nicht weit.
Budapests Markthallen – Besondere Gaumenfreuden in der großen Markthalle
Wer auf der Suche nach original ungarischen Leckereien ist, wird in der großen Markthalle nicht enttäuscht. Empfehlenswert sind die würzigen Wurst- und Fleischspezialitäten, für die das Land auch über seine Grenzen hinaus berühmt ist. Auch ungarischer Honig gilt als Delikatesse.
Ungarische Bratwurst schmeckt ähnlich wie Debreziner und gilt unter Kennern als besondere Köstlichkeit. Empfehlenswert ist auch die „Hurka“, eine gebratene Leber- bzw. Blutwurst mit einem würzigen Nachgeschmack. Wer es lieber vegetarisch mag, probiert „Langos“. In Ungarn wird der in Fett gebackene Teig mit Knoblauch serviert. Inzwischen bekommt man aber auch viele weitere Varianten, zum Beispiel mit Käse, Tomatensoße oder Schinken. Langos gilt heute als ungarisches Nationalgericht, wurde aber von bayerischen Siedlern eingeführt und hieß ursprünglich „Nürnberger Krapfen“. In der Nürnberger Region findet man diese heute noch. Wer nach all den Köstlichkeiten Durst bekommen hat, sollte die angebotenen regionalen Weine probieren. Neben Lebensmitteln und Souvenirs werden zudem auch Textilien angeboten.
Weitere Markthallen in Budapest
Es gibt neben der großen Markthalle noch mehrere kleinere in Budapest. Nicht bei allen lohnt sich ein Besuch, aber in einigen Hallen, die vor allem bei Einheimischen beliebt sind, finden sich weniger Tand und Souvenirs als in der großen Markthalle. Zudem sind die Preise in den weniger bekannten Hallen oft moderater. Zu den Geheimtipps der Budapester gehört unter anderem die kleine Markthalle am Rákóczi tér. Dort vernimmt man kaum eine andere Sprache als ungarisch. Doch auch hier kommt man mit Englisch in der Regel weiter. Wer auf der Andrássy út in Richtung des Heldenplatzes geht findet eine Halle, die etwas versteckt liegt und nicht annähernd so spektakulär wirkt wie die große Markthalle. Die Vielfalt der angebotenen Waren am Hunyadi tér überzeugt jedoch. Besonders hervorzuheben ist die Qualität der Obst- und Gemüseauswahl. Die entsprechenden Stände befinden sich direkt am Eingang der Halle und bieten eine riesige Auswahl.
Fazit: Die Budapester Markthallen haben für jeden Geschmack etwas zu bieten. Auch diejenigen Besucher, die nur ein wenig Bummeln und das besondere Flair der Hallen genießen möchten, kommen voll auf ihre Kosten. Wer traditionelle ungarische Speisen und Getränke kosten und für daheim erwerben möchte, ist ebenfalls richtig. Nirgendwo sonst in Budapest finden Besucher ein ähnlich umfangreiches Angebot authentischer, frischer und traditioneller Waren. In den Markthallen spiegelt sich ein Stück ungarische Kulturgeschichte wieder, daher sollte zumindest die große Markthalle für jeden Budapest-Besucher zum Pflichtprogramm gehören. Nicht umsonst wurde diese bereits mehrfach mit dem Titel „Schönstes Marktgebäude Europas“ ausgezeichnet.